Interview mit Dennis Birnstock - Not und Notstand in der Pflege?

Interview der Wohngemeinschaft für Senioren GmbH in Filderstadt mit dem Landtagsabgeordneten Dennis Birnstock
Filderstadt: Am Montag 25.04.2022 besuchte der Landtagsabgeordnete Dennis Birnstock (FDP-Fraktion) die WGfS Wohngemeinschaft für Senioren GmbH in Filderstadt. Sein Beweggrund war die
Verleihung des Großen Mittelstandspreises 2021 der Oskar-Patzelt-Stiftung an das Pflegedienstunternehmen mit seinen 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 48 Nationen, an der er bereits persönlich teilgenommen hatte.
Redaktion: Herr Birnstock, Sie kennen ja die Ergebnisse, die der Enthüllungsjournalist Wallraff vor kurzem nach verdeckten Recherchen in der Pflegebranche veröffentlicht hat! Er hat kaum ein gutes Haar an den Einrichtungen gelassen. Was macht denn die WGfS Ihrer Wahrnehmung nach anders als andere, die so stark kritisiert worden sind?
Dennis Birnstock:
Nun – schwarze Schafe gibt es natürlich in jeder Branche. Ich bin aber überzeugt, dass die meisten Pflegedienst-Einrichtungen eine seriöse und menschlich zuvorkommende Arbeit machen. Dazu gehört auch die WGfS, wovon ich mich auch selbst überzeugen konnte.
Redaktion: Was haben Sie denn bei Ihrem Besuch wahrgenommen – können Sie das mal ein konkreter benennen?
Dennis Birnstock: Ich konnte bei der WGfS eine besondere Miteinander-Kultur wahrnehmen, die ja eine der wichtigsten Grundlagen für die Verleihung des Mittelstandspreises war. Was mir besonders aufgefallen ist, war das Gemeinschaftsgefühl, das die Pflegenden und die zu pflegenden Bewohnerinnen und Bewohner vermittelt haben. Man konnte die herzliche Atmosphäre sehen, hören und auch spüren.
Redaktion:
Sie haben mit der Unternehmensleitung gesprochen. Eine Unternehmenskultur wird in positiver Weise ja von oben gelebt – oder auch nicht! Welchen Eindruck hat die Geschäftsführung der WGfS auf Sie gemacht?
Dennis Birnstock:
Als ehemaliger Soldat der Bundeswehr besuchte ich auch die Offiziersschule in Fürstenfeldbruck. Dort lernten wir das wichtige Grundprinzip: Führen durch Vorbild! Genau das habe ich bei der WGfS in überzeugender Weise wiedergefunden. Rosemarie Amos-Ziegler, die Gründerin und Senior-Geschäftsführerin, und die Junior-Geschäftsführerin und Schwiegertochter Malvine Amos, Volljuristin von Beruf, wertschätzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr. „Den Schatz in jedem Einzelnen entdecken!“ – das ist ihr Leitspruch.
Redaktion: Hatten Sie auch Gelegenheit, mit Pflegedienst-Leiterinnen zu sprechen? Was sagen diese selbst zu ihrem Arbeitgeber, zu ihrer Arbeitssituation als Führungskräfte?
Dennis Birnstock:
Beide Pflegedienst-Leiterinnen, die ich gesprochen habe, Jasmina Baltic in der Tagespflege und Birgit Schweizer im Haus Albblick, haben den Eindruck, den ich bereits in der Geschäftsleitung wahrgenommen habe, voll und ganz bestätigt. Es kommt auf das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung an.
Redaktion: Haben sie auch etwas kritisiert?
Dennis Birnstock:
Ja – in erster Linie das eindeutige Zuviel an Bürokratisierung, an Dokumentationspflichten, obwohl die WGfS hier ja schon länger Vorreiter in der Branche ist, was die Digitalisierung angeht.
Redaktion: Was beeinträchtigen denn solche Faktoren?
Dennis Birnstock:
Durch zu viel Bürokratie reduziert sich ja die mögliche Zeit für die persönliche Zuwendung der Pflegekräfte den einzelnen Bewohnern gegenüber. Die Fachkräfte in der Branche bedauern es sehr, dass sie dem eigenen Anspruch an den gewählten Beruf durch die limitierte Zeit pro Bewohner oft nicht gerecht werden können, weil die bürokratischen Dokumentationspflichten zu überwiegen scheinen. Dieser Umstand macht mich sehr nachdenklich.
Redaktion:
Gerade in den letzten beiden Jahren ist immer wieder die Rede gewesen von dem großen Fachkräftemangel, besonders in der Pflegebranche, besonders jetzt nach zwei Jahren Pandemie. Wie stellt sich die Situation bei der WGfS dar?
Dennis Birnstock:
Ich war sehr überrascht von der Aussage der Geschäftsleitung und der Pflegedienst-Leiterinnen: Die WGfS kennt dieses Problem nicht. Grund dafür ist die hohe Ausbildungsquote von über 25% bei der WGfS. Die Anzahl der Bewerbungen übersteigt die Anzahl der möglichen Ausbildungsplätze deutlich. Das positive Image des Unternehmens zieht nicht nur junge Menschen an, sondern auch fertig ausgebildete Fachkräfte.
Redaktion:
Gibt es trotz dieser so perfekt klingenden Situation dennoch Wünsche oder gar Forderungen der WGfS an die Politik?
Dennis Birnstock:
Ja - die gibt es, berechtigter Weise muss ich sagen. Und alle sind für mich nachvollziehbar. Ganz oben steht die Forderung nach konsequenter Entbürokratisierung. Man fordert, dass Gesetzesvorhaben zuerst in verschiedenen Pflegedienst-Einrichtungen auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet werden müssten, bevor sie flächendeckend eingeführt werden. Die zweite Forderung ist, dass ausländische Fachkräfte in schnelleren Verfahren anerkannt werden. Unzumutbar und unverständlich sei alleine schon die Dauer, bis ein Zeugnis ausgestellt ist!
Redaktion:
Können Sie als Landespolitiker da helfen?
Dennis Birnstock:
Was die Pflegehilfskräfte angeht, so verspreche ich mir viel von dem punktebasierten System im geplanten Einwanderungsgesetz des Bundes. Wir streben ein in sich stimmiges, widerspruchsfreies Einwanderungsrecht an, das anwender-freundlich und systematisiert in einem wirklich unbürokratisch handhabbaren Einwanderungs- und Aufenthaltsgesetzbuch zusammengefasst wird. Was die Anerkennungen angeht, werde ich auf Landesebene nachfassen, ob und wie hier beschleunigt werden könnte.
Redaktion:
Abschließend noch eine sehr persönliche Frage an Sie: Angenommen, Sie müssten Ihre Mutter in einer Pflegedienst-Einrichtung unterbringen – was wäre für Sie das wichtigste Auswahl-Kriterium?
Dennis Birnstock:
Ich müsste überzeugt sein davon, dass sie rundum in besten Händen ist. Ich müsste sicher sein, dass es in dem Haus meiner Wahl einen hohen Grad gegenseitiger Wertschätzung gibt.
Redaktion:
Herr Birnstock – besten Dank für das inspirierende Gespräch! Viel Erfolg für Ihre Arbeit im Parlament!
Aktuelles von Dennis Birnstock MdL

Zur Plenardebatte zum Thema „Ausrichtung der Olympischen Spiele in Baden-Württemberg“, sagte der sportpolitische Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dennis Birnstock : „Schön, dass sich nun auch die AfD für Sportpolitik interessiert – schade nur, dass ihr Antrag zu Olympia rein gar nichts mit der aktuellen Realität zu tun hat. Der Antrag stammt aus 2023, wurde jetzt aber ausgerechnet zu einem Zeitpunkt aufgerufen, an dem die Gespräche längst weiter sind – und Städte aus Baden-Württemberg gar nicht mehr zur engeren Auswahl zählen. Wer ernsthaft mitgestalten will, sollte mit dem organisierten Sport reden – nicht an ihm vorbei. Der Antrag enthält keine Rücksprache mit dem Landessportverband, keine Aussagen zu Infrastruktur, Nachhaltigkeit oder Kosten – stattdessen: viel Pathos, wenig Substanz. Olympische Spiele können ein großartiger Impuls sein – aber dann bitte mit realistischer Planung, breiter Einbindung und echtem Konzept. Was wir nicht brauchen, sind parteipolitische Schnellschüsse, die nicht mehr sind als PR-Maßnahmen aus der Schublade. Seriöse Sportpolitik funktioniert nur gemeinsam mit Sport, Kommunen und Gesellschaft – nicht im Alleingang. Wer Olympia will, muss Substanz liefern – nicht Symbolpolitik. Und deshalb sagen wir klar: Ein bisschen mehr Realitätssinn, ein bisschen weniger Schaustück. Denn sonst heißt es am Ende: Die AfD macht Olympia – und keiner geht hin.“ 11.04.2025

In der heutigen Aktuellen Debatte im Landtag mit dem Titel: „Hochschulen in stürmischen Zeiten stärken – einstehen für Wissenschaftsfreiheit, Exzellenz und Weltoffenheit“ sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie forschungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion, Dennis Birnstock : „In stürmischen Zeiten brauchen unsere Hochschulen einen verlässlichen Kurs. Es herrscht Fachkräftemangel, mancherorts wird die Wissenschaftsfreiheit in Frage gestellt, geopolitische Umbrüche schaffen Verunsicherung und es rücken Forschungsfelder wie die Verteidigungsforschung wieder in den Fokus. Dabei ist es gut und richtig, dass das Land mit der Hochschulfinanzierungsvereinbarung III für die Jahre 2026 bis 2030 einen stabilen finanziellen Rahmen setzt. Denn: Wissenschaftsfreiheit braucht nicht nur rechtlichen Schutz, sondern auch verlässliche finanzielle Grundlagen. Einige Kurskorrekturen sollte die Landesregierung jedoch gleichwohl vornehmen. So muss beispielsweise endlich ernsthafter Bürokratieabbau gelebt werden, anstelle von untauglichen, ständig nachjustierten Ausgleichsmechanismen oder überschießenden Antragsbedingungen, wenn es doch um die schnelle, flexible Transformation des Studiengangportfolios geht. Die diskriminierenden Studiengebühren für internationale Studierende bleiben weiterhin bestehen – ein fatales Signal und so gar nicht weltoffen, wie der Titel der Debatte hoffen lässt. Auf eine echte Sanierungsoffensive für marode Hochschulgebäude wartet man auch vergeblich, die Finanzierungsvereinbarung betont Ökostrom und Photovoltaik, während der Putz von den Fassaden der Hochschulen bröckelt. Nicht zuletzt muss auch die Verteidigungsforschung im Land in den Fokus rücken. Im Widerstreit zwischen Wissenschaftsfreiheit und moralischer Selbstverpflichtung brauchen wir einen klaren Kompass, der auf Transparenz- und Zivilklauseln verzichtet, die vor allem Verunsicherung schaffen. Wissenschaftsfreiheit bedeutet eben auch: eine Administration, die sich zurücknimmt. Und deshalb gehört zur Zukunft der Hochschulen nicht nur eine solide Finanzierung, sondern auch der Mut zur Deregulierung – zur Entrümpelung gewachsener Berichtspflichten, zum Rückbau überflüssiger Genehmigungsschleifen und zu einem gehörigen Vertrauensvorschuss an die Hochschulen als souveräne Partner der Wirtschaft, die Forschungsfreiheit und Sicherheitsinteressen gerecht abwägen können.“ 10.04.2025

Die Landesregierung hat in der vergangenen Woche ihren Sanierungskatalog für Straßen und Brücken in Baden-Württemberg vorgestellt. Insgesamt finden sich in den vier Regierungspräsidien 256 Einzelprojekte wieder. Im Bereich des Regierungspräsidiums Stuttgart, das gleichzeitig das größte ist, finden sich 91 Maßnahmen, von denen zehn im Landkreis Esslingen angesiedelt sind. Vier Abschnitte auf Bundesstraßen und sechs Abschnitte von Landesstraßen sind von Sanierungsmaßnahmen betroffen. Es gibt Instandsetzuungen von Brücken bei Neuhausen und Aich sowie Fahrbahndeckenerneuerungen in Filderstadt Bonlanden, in Köngen und in Denkendorf. Der Abgeordnete des Wahlkreises Nürtingen, Dennis Birnstock , begrüßt die Investitionen im Landkreis, ist aber nicht ganz zufrieden: „Es hört sich zunächst gut an, dass die Landesregierung Maßnahmen ergreift, um die Qualität der Verkehrsinfrastruktur zu verbessern. Doch bei einem genaueren Blick fällt auf, dass im Landkreis Esslingen gerade einmal Sanierungen im Umfang von rund drei Kilometern Straße geplant ist. Fast die Hälfte entfällt auf die Bundesstraßen im Landkreis. Dies ist insgesamt zu wenig. Vor einigen Wochen teilte mir das Verkehrsministerium mit, dass alleine im Landkreis Esslingen siebzehn von 231 Teilbauwerken eine Zustandsnote von 3,0 oder schlechter ausweisen und damit eigentlich einen erhöhten Sanierungsbedarf anzeigen. Hier sind Straßen noch nicht eingerechnet, weshalb ich kürzlich erst eine Kleine Anfrage eingereicht habe, um mich nach dem Zustand der Straßen im Landkreis zu erkundigen. Wir brauchen mehr Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Ein wichtiges Vorhaben muss dabei der Ausbau der B 27 sein, die für große Teile der regionalen Industrie von großer Bedeutung ist. Die wirtschaftliche Situation ist nicht nur hier vor Ort in starker Veränderung. Durch eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur müssen wir daher der aktuellen Entwicklung durch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen entgegenwirken.“ 03.04.2025

Die heutige Vorstellung der Hochschulfinanzierungsvereinbarung III kommentiert der hochschulpolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion, Dr. Timm Kern: „Nicht so schlimm wie erwartet, aber längst nicht gut ist die heute vorgestellte Hochschulfinanzierungsvereinbarung III. Schon zu Beginn der Verhandlungen hatte die Ministerin die Erwartungen an den neuen Vertrag gedämpft, gerade mit Blick auf die Haushaltslage. Nun gibt es Planungssicherheit für die Hochschulen, auch wenn das bedeutet, mit einer möglicherweise unzureichenden Finanzierung planen zu müssen. Denn Inflation und Energiepreissteigerungen hatten bereits im auslaufenden Vertrag für knappe Kassen gesorgt. Nun bleibt die Dynamisierung der Mittel über die Laufzeit leider hinter den Erwartungen zurück.“ Der forschungspolitische Sprecher Dennis Birnstock ergänzt: „Es ist richtig und wichtig, dass der neue Vertrag zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Hochschulen nun Instrumente vorsieht, um das Studienangebot schneller an die Bedarfe und die Nachfrage anpassen zu können. Die Transformationsbudgets waren eine Forderung der Hochschulen, die für mehr Flexibilität notwendigerweise auch zusätzliche Mittel sein müssen. Der neue Vertrag verpasst leider wichtige Weichenstellungen für die Zukunft. Die diskriminierenden Studiengebühren für internationale Studierende bleiben bestehen. Eine kraftvolle Sanierungsoffensive für Hochschulgebäude und Unikliniken bleibt abermals aus. Nicht zuletzt müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Forschung hierzulande noch verbessert werden. Dies gilt insbesondere für die unmittelbar anstehenden Herausforderungen in der Verteidigungsforschung, bei der das Land mit seinen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Industrie eine führende Rolle einnehmen sollte.“ 03.04.2025